Neubaustrecke Nürnberg - Erfurt
Verkehrsprojekt Deutsche Einheit
Die neue Strecke wird im Bundesverkehrswegeplan Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Schiene Nr. 8.1 genannt. Sie gehört zum Teilstück der Hochgeschwindigkeitsverbindung Berlin–München. In Richtung Norden wird sie durch die Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle fortgesetzt und
in Richtung Süden durch die Schnellfahrstrecke Nürnberg – Ingolstadt – München. Die Strecke soll von Hochgeschwindigkeitsverkehr (ICE) und Güterzügen im Mischbetrieb befahren werden. Nach der Fertigstellung aller Teilprojekte, soll die Reisezeit zwischen Berlin und München gegenüber der alten Verbindung von 1992, von etwa acht auf vier Stunden heruntergesetzt werden.
Die Notwendigkeit zur Errichtung einer Neubaustrecke ergab sich aus Verkehrsprognosen, die schon in den 90er Jahren einen stark zunehmenden Personen- und Güterverkehr zwischen Berlin, Leipzig, Erfurt, Nürnberg und München erwarten ließen. Ein Ausbau der bestehenden Strecken würde in Folge einer sehr starker Inanspruchnahme und einer langen Liegedauer kaum einen Sinn machen. Außerdem könnten die Anforderungen an einen modernen Schienenweg hinsichtlich Fahrzeiten und hoher Geschwindigkeiten auf den bestehenden Strecken nicht erfüllt werden.
Der Ausbau der heutigen Neu- und Ausbaustrecke wurde im April 1991 von der Bundesregierung beschlossen und ging aus den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit hervor. Bis zur Jahrtausendwende sollte das Projekt eigentlich realisiert werden.
Im Sommer 1991 wurde die Vorplanung durch die Deutsche Reichsbahn durchgeführt.
Der Baubeginn
Der Baubeginn war im April 1996, am so genannten Bündelungsabschnitt mit der Bundesautobahn A 71 zwischen Erfurt und Arnstadt. 35 km Streckentrasse waren zu Beginn zwischen Erfurt und Ilmenau in Bau. Die Tunnel Augustaburg, Behringen und Sandberg sowie unter anderem die 1100 m lange Geratalbrücke Ichtershausen und die 570 m lange Wümbachtalbrücke gehörten dazu. Die rot-grüne Bundesregierung legte allerdings drei Jahre später einen Baustopp ein,der erst 2002 wieder aufgehoben wurde.
2005 wurde mit dem Ausbruch des Zwischenangriffsstollens Stelzen, mit dem Bau des Tunnels Bleßberg begonnen. Zur gleichen Zeit wurden ca. 20 km Baustraßen im Thüringer Wald hergestellt. Im November des selben Jahres begann man mit der Inbetriebnahme des ersten Bauabschnittes mit den zugehörigen Bahnsteigen im Erfurter Hauptbahnhof. Bei Coburg, in Dörfles Esbach, stand bis zum Ende des
Jahres 2005, die Itztalbrücke, und der benachbarte 221 m lange Tunnel der Einschleifung Dörfles-Esbach und eine Straßenüberführung im Rohbau.
Im Sommer 2006 begann die Bauvorbereitung für die Grümpentalbrücke, deren Bogen 270 m Stützweite haben wird. Im Herbst wurde das Bauvorhaben mit der Talbrücke Froschgrundsee mit gleicher Spannweite erweitert. Im Winter 2006 wurden die beiden Talbrücken Pöpelholz
und Truckenthal vergeben. Im Anschluss an die Itztalbrücke Richtung Erfurt, wurde außerdem ein 4300 m langes Baulos des Tunnels Bleßberg in Angriff genommen. Hierbei wure am 30. März 2008 bei Arbeiten am Bleßbergtunnel die Bleßberghöhle, die größte Tropfsteinhöhle Mitteleuropas, entdeckt.
Im Coburger Landkreis liefen im September 2007 die Bauarbeiten an den Einschleifungen bei Grub am Forst und Dörfles-Esbach sowie an den
Talbrücken Froschgrundsee und Pöpelholz an.
Bis Mitte 2007 wurden ca. eine Milliarde Euro verbaut. Für das Gesamtprojekt standen 2007 zwischen Nürnberg und Halle/Leipzig rund 90 Millionen Euro Bundesmittel zur Verfügung. Im März 2008 teilte das Verkehrsministerium den Hauptgeschäftsführern der IHK Coburg und der IHK Südthüringen mit, dass die Inbetriebnahme für 2017 vorgesehen ist. Die ursprüngliche Eröffnung war für 2004/2005 geplant.
Am 29. Februar 2008 wurde der Tunnel Müß angeschlagen. Im April 2008 kündigte die Deutsche Bahn die Ausschreibung der Bauleistungen für die Tunnel Masserberg, Lichtenholz, Rehberg, Kulch und der Brücken Dunkeltal, Rehtal und Mühlbachtal für September bzw. November 2008 an.
Die Gesamtkosten für Neu- und Ausbaustrecke, einschließlich der S-Bahn
nach Forchheim, sollten sich auf 5,1 Milliarden Euro belaufen. In den 1990er Jahren wurden 3,75 Milliarden Euro angegeben, später 8,3 Milliarden D-Mark. Bis Anfang 2008 wurden rund 1,3 Milliarden Euro in die Neubaustrecke investiert.
Die Eröffnung
Die Eröffnung wird um das Jahr 2017 erwartet. Nach Angaben der Bahn müssten bis spätestens Ende März 2008 alle Bauaufträge für die Tunnel im Thüringer Wald vergeben sein, um den Fertigstellungstermin 2017 halten zu können. Da die letzten Ausschreibungen jedoch erst für Ende 2008 angesetzt wurden, dürfte dieser Termin nicht zu halten sein.
Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt
Heute beginnt die Neubaustrecke nördlich von Ebensfeld bei Kilometer 20,4. Auf der Strecke Bamberg–Lichtenfels und endet in Erfurt. Den Thüringer Wald durchquert sie in einer Höhe von ungefähr 600 m über NN und ist 107 km lang. 34 km führt sie durch Bayern (Oberfranken) und 73 km durch Thüringen. Die Entwurfsgeschwindigkeit wurde auf 300 km/h ausgelegt, jedoch soll die Streckenhöchstgeschwindigkeit bei 250 km/h liegen.
41 km Gesamtlänge haben die geplanten 22 Tunnel. Dabei haben die beiden längsten Tunnel der Strecke, dem Bleßbergtunnel 8314 m und der Silberbergtunnel 7315 m. Eine Gesamtlänge von 12 km weisen die vorgesehen 29 Talbrücken auf, von denen die längste die Ilmtalbrücke mit 1681 m sein wird.
Bei den Erdmassen ist kein Massenausgleich vorhanden, aus diesem Grund müssen etwa 16 Mio Kubikmeter Erde in 24 Deponien angelegt werden. Bei Masserberg entsteht so für 1,8 Mio Kubikmeter eine 54,8 ha große und 27 m hohe Erddeponie.
Brücke über den Froschgrundsee bei Coburg
Die ICE Brücke über den Froschgrundsee. Fotografiert am 22. Juni 2008. Bald wird der Brückenbogen geschlossen sein. Die Stahlseile die die Konstruktion halten sind Arm dick.
Truckenthal Brücke bei Schalkau im Landkreis Sonneberg
Eine defekte Hydraulikpresse hat sehr wahrscheinlich zum Absacken des Brückenbogens der gerade im Bau befindlichen ICE-Brücke bei Truckenthal in Südthüringen geführt.
Durch den Ausfall einer oder mehrerer Pressen hat sich lt. Angaben der Bahn, der Brückenbogen der Talbrücke Truckenthal bei Theuern im Landkreis Sonneberg am Donnerstag den 24.07.2008 um einige Zentimeter gesenkt (etwa 30cm) dabei kam es zu einem schlagartigen Aufreißen des Querschnittes am oberern Rand beim Kämpferfundament. Zwei weitere Pressen und ein Baugerüst haben wohl verhindert, dass der nach Aussagen von Experten vor Ort bisher rund 39 Meter lange und 1200 Tonnen schwere Bogen weiter abgesackt ist. Experten begutachten nun die Schäden, der ganze Baustellenbereich wurde abgesperrt. Gefahr durch herabstürzende Teile besteht lt. Angaben aber nicht.
Der 161 Meter lange Bogen überspannt das Tal in einer Höhe von etwa 55 Metern und wird in der Bauphase durch Hilfsstützen und Hydraulikpressen gesichert. Zur Schließung des Bogens fehlen derzeit noch 25 Meter. Bei der Fertigstellung soll der Bogen und mehrere Pfeiler schließlich die insgesamt 425 Meter lange Brücke tragen.
Nach aktuellen Meldungen im Oktober 2008, zur Talbrücke Truckenthal, muss lt. einem Bahnsprecher der beschädigte Teilbogen des Bauwerkes wieder abgetragen werden. Der Sprecher betonte ausdrücklich, dass auf Sprengungen in diesem Bereich verzichtet wird, dies geht aus dem Gutachten hervor, welches die Bahn nach dem Unfall erstellen ließ. Nach der Abtragung sollen weitere Untersuchungen folgen, hier soll festgestellt werden ob auch ein Pfeiler am Brückenbogen in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Seit dem Zwischenfall im Juli ist der gesamte Baustellenbereich unter der Brücke gesperrt. Eine geplante Brückenfertigstellung für 2009 kann nach heutigen Angaben nicht mehr eingehalten werden.
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